Sie war eine sehr treue Begleiterin, diese Küche, die älter ist als ich, bestehend aus Teilen der ersten Küche meiner Eltern. Sie hatten sie in Aalen gekauft, von wo aus mein Vater zu Zeiss pendelte und wo meine Mutter als Übersetzerin arbeitete. Mit dem neuen Job meines Vaters an der neuen Gesamthochschule wanderte sie mit nach Essen, wo auch ich zur Familie dazu stieß. Dort zog sie einmal mit in jene Wohnung um, die mir immer noch in sehr schöner Erinnerung ist. Das liegt zwar weniger an der Küche, sondern vielmehr an der Nähe zum Baldeneysee und der großen Wohnsiedlung, in der ich mich so unheimlich frei bewegen durfte.
Doch zurück zur Küche: Für eine neue war die Zeit noch nicht gekommen, vielmehr erweiterte sie mein Vater um eine Platte, die meine Mutter nebenbei als Nähtisch verwendete und schätze.
Auch nach Wien zog sie mit, in der zweiten Wiener Wohnung allerdings wanderte sie in den Keller, wo sie von da an weiterhin gute Dienste leistete. Als für mich die Zeit gekommen war auszuziehen, durfte sie aus dem Keller wieder an die Oberfläche kommen – und hat mir Sage und Schreibe noch weitere 20 Jahre lang sehr gute Dienste geleistet.
Doch nun hat sie ihre Schuldigkeit getan, zeigte hie und da auch schon Alterserscheinungen, so dass sie nun in die verdiente Pension gehen darf. Ein wenig sentimental bin ich heute schon geworden, als ich beim Ausräumen daran dachte, wo mein Vater auch hier wieder überall Hand angelegt hat, um diesen Raum für mich schön und praktisch zu gestalten. Aber es ist Zeit für einen weiteren Abschied, wenn auch nur von Möbelstücken, aber auch diese haben nun einmal ihre Geschichte. Zugleich ist es Zeit für Neues, und auch das soll ja bekanntlich nichts Schlechtes sein.
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