Ja, worüber könnte ich denn heute schreiben, grübelte ich. Ich starrte auf den Bildschirm und versuchte, einen von den vielen Gedanken einzufangen, die mir momentan so durch den Kopf schwirren. Ich kam mir vor wie jemand, der versucht, einen Fisch anzugreifen. Immer wieder flutschte er mir aus der Hand.
Also sah ich mich um. Vielleicht würde ich ja irgendwo im Zimmer eine Inspiration finden. Tatsächlich landete mein Blick auf den alten Fotoalben, die ich von meiner Oma und meinem Vater geerbt habe. Also nichts wie reinblättern! So kam es, dass ich mich auf einem Spaziergang in die Vergangenheit wiederfand. Fasziniert betrachtete ich die vielen Bilder meiner Urgroßeltern und der Familie mütterlicherseits in Naggl.
Das Häferl!
Unter anderem fand ich eins, auf dem meine Uroma vor dem Brunnen zu sehen ist. Wie karg haben diese Menschen doch gelebt, denke ich mir immer wieder, wenn ich die Bilder sehe. Immerhin ist die Ecke vom See im Winter sehr schattig, so dass es früher ganz schön kalt gewesen sein muss. Zudem liegen die Felder am Hang, so dass ihre Bewirtschaftung sicherlich recht anstrengend war.
„Schau einmal, das Häferl“, hatte meine Mutter ausgerufen, als wir die Bilder nach dem Tod meiner Oma gemeinsam durchgesehen haben. Die Beschriftung „Marmelade“ auf dem Kübel ist auch bemerkenswert, denn meine Urgroßeltern haben schon früh an „Fremde“ vermietet, wie es damals hieß. Die damaligen Gäste kamen meist nicht nur mit Kind und Kegel, sondern auch mit Personal. Sie bewohnten nicht nur einzelne Zimmer, sondern fast ein ganzes Stockwerk. Und sie waren Selbstversorger.
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